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Pflegealltag mit einem Kind mit ME/CFS – Das Familiensystem im Fokus

Pflegealltag mit einem Kind mit ME/CFS – Das Familiensystem im Fokus

Eine chronische Erkrankung wie ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) bei einem Kind wirkt sich auf das gesamte Familiensystem aus. Alltag, Rollenverteilungen und Verantwortlichkeiten verändern sich grundlegend, während die Familie versucht, Stabilität zu bewahren und den Alltag zu organisieren.

Das erkrankte Kind im Mittelpunkt

Das erkrankte Kind erlebt Erschöpfung, Schmerzen und eingeschränkte Teilhabe. Schule, Freizeitaktivitäten und Freundschaften sind oft stark limitiert.

Neben den körperlichen Einschränkungen treten häufig auch seelische Belastungen auf:

  • Einsamkeit und Isolation
  • Frustration und Rückzug
  • Das Gefühl, „anders“ zu sein

Diese Einschränkungen wirken sich direkt auf die Dynamik innerhalb der Familie aus, da die Bedürfnisse des Kindes im Alltag zentral berücksichtigt werden müssen.

Geschwisterkinder – oft im Hintergrund

Geschwisterkinder nehmen die intensive Pflege des erkrankten Kindes und die Sorgen der Eltern wahr. Dabei entwickeln sie häufig:

  • Verantwortungsbewusstsein
  • Schuldgefühle („Warum bin ich gesund?“)
  • Rückzug oder Protest

Damit das Familiensystem stabil bleibt, ist es wichtig, dass auch die Bedürfnisse der Geschwister gesehen und berücksichtigt werden. Kleine Freiräume, Gespräche oder Aktivitäten außerhalb der Krankheitssituation können helfen, ihr Gleichgewicht zu wahren.

Elternrolle – Belastung und Verantwortung

Eltern übernehmen die Hauptlast: Pflege, Organisation von Terminen, Kommunikation mit Ärzten und Ämtern sowie emotionale Stütze für die Familie. Dauerstress, Schlafmangel und Existenzängste sind häufige Begleiter des Alltags.

Häufige Themen in der Elternrolle:

  • Eigene Erholung gerät in den Hintergrund
  • Schuldgefühle: „Mache ich genug?“ oder „Erwarte ich zu viel?“
  • Ständige Anspannung und Überforderung

Partnerschaft – Belastung und Stabilität

Auch die Paarbeziehung wird stark beansprucht. Gespräche drehen sich überwiegend um Organisation, Krankheit und Termine, gemeinsame Zeit wird knapp. Unterschiedliche Bewältigungsstrategien können Spannungen verstärken, gleichzeitig bleibt eine stabile Partnerschaft ein zentraler Schutzfaktor für die Familie. Kleine gemeinsame Rituale oder Pausen helfen, die Beziehung zu stabilisieren und das Familiensystem zu stärken.

Das Familiensystem – Balance und Stabilität

ME/CFS verändert das Gleichgewicht innerhalb der Familie. Stabilität entsteht nur, wenn alle Rollen gesehen werden:

  • Das erkrankte Kind
  • Geschwisterkinder
  • Eltern als Einzelpersonen
  • Eltern als Paar

Struktur, Routinen und offene Kommunikation sind entscheidend, um Halt zu geben. Externe Unterstützung durch Angehörige, Freunde oder professionelle Dienste kann die Belastung reduzieren.

Unterstützung und Entlastung

Praktische Unterstützung und gezielte Begleitung helfen, den Pflegealltag zu organisieren:

  • Feste Routinen bieten Orientierung und Sicherheit
  • Offene Kommunikation ermöglicht den Austausch von Gefühlen und Bedürfnissen
  • Externe Unterstützung durch Selbsthilfegruppen, psychosoziale Dienste oder systemische Familienbegleitung erleichtert die Organisation
  • Gezielte Angebote wie der Familienkompass unterstützen Familien umfassend, bieten Gesprächsformate für Kinder und Eltern, Selbstlernmaterialien für den Alltag und Hilfestellung bei Anträgen, Mails oder Kontakten mit Schulen und Ämtern

Der Familienkompass bietet Orientierung, Halt und neue Perspektiven, sodass Familien den Alltag trotz Belastung besser bewältigen und ein Stück Normalität zurückgewinnen können.

Fazit

Eine chronische Erkrankung wie ME/CFS wirkt auf alle Mitglieder einer Familie. Stabilität entsteht durch gegenseitige Unterstützung, klare Strukturen und die Berücksichtigung aller Rollen im System. Mit gezielter Begleitung, Austausch und praktischer Unterstützung lässt sich der Pflegealltag organisieren, Belastungen reduzieren und das Familiensystem stärken.