Wenn ein Kind an ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) erkrankt, verändert das alles – für das betroffene Kind, für Geschwister und für die gesamte Familie. Diese Erkrankung ist unsichtbar, aber tiefgreifend. Sie erfordert nicht nur medizinische Begleitung, sondern auch eine einfühlsame Kommunikation, die Kindern wirklich erklärt, was los ist. Dieser Artikel bietet altersgerechte Erklärungsansätze und stellt praxisnahe Hilfen vor – von Visualisierungen über Familienstruktur bis hin zu konkreten Unterstützungsangeboten wie dem Ferienprogramm oder dem Familienkompass.
Kinder brauchen Ehrlichkeit und Bilder, die ihren Körper wirklich ernst nehmen. ME/CFS ist keine „besondere Müdigkeit“, sondern eine schwere körperliche Erkrankung.
„In deinem Körper gibt es Kraftwerke – das sind die Mitochondrien. Sie sorgen dafür, dass du Energie hast, z. B. zum Laufen, Denken, Spielen. Bei ME/CFS sind diese Kraftwerke beschädigt. Sie produzieren viel zu wenig Energie – und viele Transportwege im Körper, die z. B. Sauerstoff oder Nährstoffe bringen, sind verstopft. Darum fühlen sich selbst kleine Dinge oft viel zu anstrengend an.“
Das hilft betroffenen Kindern:
Gesunde Geschwister erleben oft Ratlosigkeit oder sogar Rückzug. Auch ihnen hilft eine klare Erklärung, die den Zustand des Bruders oder der Schwester nachvollziehbar macht:
„Dein Bruder/Deine Schwester hat eine Krankheit, bei der die Kraftwerke im Körper kaputt sind. Das bedeutet: selbst wenn er oder sie will – der Körper kann einfach nicht so wie früher. Manchmal reicht die Kraft nicht mal zum Sprechen oder Sitzen. Und das ist leider nicht so schnell heilbar.“
Wichtig ist:
Die Erkrankung eines Kindes verändert den Familienrhythmus grundlegend. Es gibt Phasen der Überforderung, der Unsicherheit, aber auch der Anpassung und Nähe. Für die gesamte Familie ist es entlastend, wenn offen über die veränderten Rahmenbedingungen gesprochen wird:
„Wir müssen manches in unserem Alltag anders machen, damit dein Körper nicht überfordert wird. Du brauchst Pausen – und wir helfen dir dabei. Und auch du, liebe Schwester / lieber Bruder, bekommst deine Zeit und deine Aufmerksamkeit.“
ME/CFS bei Kindern ist keine „Befindlichkeitsstörung“, sondern eine tiefgreifende Erkrankung, die unser ganzes Denken über Gesundheit, Kraft und Alltag herausfordert. Umso wichtiger ist es, Kindern – sowohl Betroffenen als auch Geschwistern – mit klarem Blick, kindgerechter Sprache und respektvoller Haltung zu begegnen. Unsere Familien dürfen lernen, neu zu navigieren – mit Struktur, gegenseitigem Verständnis und gezielter Hilfe.
Weitere Informationen, Materialien zum Download sowie Hinweise auf Workshops, Ferienprogramme und den Familienkompass findest du bei meinen Angeboten.